KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2019

02 / 2019 BERUFSPOL I T I K K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 17 Ein grosser Schritt Zweifellos das wichtigste Ereignis seit Langem ist die Ver- abschiedung des zukünftigen ambulanten Tarifs TAR- DOC durch die Delegiertenversammlung und die Ärzte- kammer FMH. Mit überwältigendem Mehr. Es liegt nun ein Tarif vor, welcher von der Ärzteschaft als korrekt be- urteilt wird. Der Tarif wurde mit den im Dachverband cu- rafutura zusammengeschlossenen Krankenkassen sowie mit den Unfall-, Invaliden- und Militärversicherungen verhandelt und vom Verwaltungsrat der Tarifpartner- schaft gutgeheissen. Allerdings ist die definitive Zustim- mung der Versicherer aktuell noch ausstehend. Auf Sei- ten der Leistungserbringer ist der Spitalverband H+ in letzter Minute aus den Verhandlungen ausgestiegen. Der andere Krankenkassenverband santésuisse hat sich bekannterweise nie an den Verhandlungen beteiligt. Ein grosser Erfolg Die Tarifkommission mfe hat sich seit vielen Jahren mit sehr grossem Aufwand für die Tarifrevision eingesetzt, immer mit dem Ziel, die Arbeit der Haus- und Kinderärz- te korrekt abzubilden und ihnen die gleichen Möglich- keiten wie anderen Fachärzten verschaffen zu können. Viele Ziele sind erreicht worden: die Schaffung eines eigenen Kapitels für hausärztliche Leistungen, die Aus- weitung des Kinderzuschlags bis Alter 12 Jahre, die Anwendbarkeit des Kinderzuschlags bei den Vorsorge- positionen, die Abrechenbarkeit von Gehörscreening (Audiometrie) und Visus-Screening (Refraktometrie), die Neuschaffung einer Dringlichkeitsinkonvenienzpau- schale während der Sprechstundenzeit, die Beibehal- tung der Besuchsinkonvenienzpauschale, die Abschaf- fung der diskriminierenden Quantitativen Dignität und vieles mehr.  Es ist uns nicht gelungen, die medizinisch nicht ge- rechtfertigten Limitationen aus dem Tarif zu verbannen. Die Versicherer blieben uneinsichtig. Immerhin war es möglich, die Limitationen punktuell zu erhöhen, sodass in Zukunft weniger Patienten Leistungen vorenthalten werden müssen. Die weiteren Schritte Vorausgesetzt die Krankenkassen von curafutura stim- men TARDOC ebenfalls zu, kann der revidierte Tarif dem Bundesrat zur Prüfung vorgelegt werden. Dann wird der Tanz um die Preise losgehen. Während wir von ei- ner bedeutenden Kostensteigerung von zirka 20% aus- gehen (im Vergleich zu den im Tarmed hinterlegten Prei- sen von zirka 1995), pochen die Versicherer auf eine kostenneutrale Einführung des Tarifs. TARDOC wird frü- hestens 2021 eingeführt werden, nach der Überarbei- tung durch den Bundesrat, der den zukünftigen Tarif nach eigenem Ermessen gestalten und verordnen kann. Parlament Verschiedene Vorschläge zur Erhöhung der Franchise wurden diskutiert, aber alle wieder begraben. Wohl wollte keine Partei ihre Wähler kurz vor den Wahlen vergraulen. Der Pflegeinitiative soll ein Gegenvorschlag entgegen gestellt werden, der die Pflege mit 500 Mio. Franken unterstützen soll. Die Apotheker haben in der vorberatenden Kommission eine Motion durchge- bracht, ohne Gegenstimmen, die ihnen erlauben soll, Beratungsleistungen zu Lasten des KVG zu erbringen. Sammeln Die SP sammelt für eine Umverteilung der Prämienlast in den Steuertopf. Die CVP sammelt für eine Begren- zung des Prämienanstiegs. Die Psychologen sammelten für den Ersatz der Delegationsmodells durch ein Anord- nungsmodell. Auch die Apotheker sammeln für ihren Berufsstand unter dem Motto «Und wer kümmert sich morgen um Ihre Gesundheit?».  Es ist einfacher für handfeste Interessen zu sammeln als für hehre Ziele wie den Schutz der Kinder und Ju- gendlichen vor den Verführungen der Tabakwerbung. Unsere Initiative braucht immer noch Unterschriften. Die Sammlung läuft noch bis im September.  Die Kinderärzte haben sich die Gesundheit der Kin- der und Jugendlichen auf die Fahne geschrieben. Die In- itiative ist ein gutes Instrument, etwas für die Gesund- heit unserer Bevölkerung zu tun und das Parlament zum Handeln zu bewegen. 50 Unterschriften pro Praxis ist doch ein realisierbares Ziel.  Erfolg in der Politik erfordert Einsatz, personelles En- gagement und finanzielle Ressourcen. ■ mfe ist eine Erfolgsgeschichte, seit 10 Jahren. Eine Erfolgsgeschichte, an der viele Haus- und Kinderärzte beteiligt sind, eine Erfolgsgeschichte, von der alle Haus- und Kinderärzte profitieren. DR. MED. ROLF TEMPERLI, VORSTANDSMITGLIED MFE, BERN Korrespondenzadresse: temperli-rossini@bluewin.ch Erfolg in der Politik erfordert Einsatz, personelles Engagement und finanzielle Ressourcen.

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