KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2018

B e r u f s v e r b a n d K i n d e r - u n d J u g e n d ä r z t e i n d e r P r a x i s KINDERÄRZTE.SCHWEIZ NEWS 01/2018 www.kinderaerzteschweiz.ch info@kinderaerzteschweiz.ch Verbandsziele: Nachwuchsförderung an der Jahrestagung Meine MPA kann alles Work Force Study Kinderarztarbeit in der Schweiz Themenheft Schiefhals

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K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 3 01 / 2018 INHALT/IMPRESSUM ■ HABEN SIE ANREGUNGEN, KRITIK ODER LOB? Dann schicken Sie uns eine E-Mail an: info@kinderaerzteschweiz.ch Wir freuen uns. IMPRESSUM REDAKTIONSTEAM: Dr. med. Matthias Furter, Winterthur; Dr. med. Stefanie Gissler Wyss, Neuendorf; Dr. med. Raffael Guggenheim, Zürich (Leitung); Dr. med. Cyril Lüdin, Muttenz; Dr. med. Nadia Sauter Oes, Winterthur; Dr. med. Jürg C. Streuli, Toronto; Dr. med. Kerstin Walter, Bern; Dr. Daniel Brandl, PhD, Geschäftsführer HERAUSGEBERIN: Verlag Praxispädiatrie GmbH, Badenerstrasse 21, 8004 Zürich ABO: 4 Ausgaben/Jahr: Fr. 48.– inkl. Porto (für Mitglieder inklusive) Spezialpreis für Mütter- und Väterberatungsstellen sowie Nonprofit-Organisationen im Bereich Kinder- und Jugendgesundheit: Fr. 32.– inkl. Porto BILDER: Arnold Bächler, Barbara Biffiger, Irina de la Cuadra, Anna-Leena Guggisberg, Mette Hobaek Siegenthaler, Kinderärzte Schweiz, Benjamin Liniger, Philippe Liniger, Shutterstock. Illustration © Kerstin Walter KORRESPONDENZ: Kinderärzte Schweiz Badenerstrasse 21, 8004 Zürich Telefon 044 520 27 17 info@kinderaerzteschweiz.ch, www.kinderaerzteschweiz.ch INSERATE: Dr. Cyril Lüdin, cyril@luedin.eu GRAFIK, SATZ UND DRUCK: Vogt-Schild Druck AG, CH-4552 Derendingen Auflage: 1350 Expl. Nächste Ausgabe: 02/2018 Redaktionsschluss: 2. Mai 2018 neutral Drucksache No. 01-18-390029 – www.myclimate.org ©myclimate – TheClimateProtection Partnership PERFORMANCE 5 EDI TOR IAL VERBANDSZ I ELE 7 Verbandsziele und deren Erreichung BERUFSPOL I T I K 9 Kurzmeldungen aus Vorstand und Arbeitsgruppen 10 mfe – Neues Präsidium, neuer Tarif 12 Mentoring am Berner Institut für Hausarztmedizin 41 2. Workshop zur Nationalen Strategie Impfungen (NSI) – Nur im E-Paper DI E MPA SE I TE 15 Augenuntersuchungen in der Kinder- und Augenarztpraxis FORTB I LDUNG 17 Work Force Kinderarztmedizin in der Schweiz 2016 20 Interview mit unseren Co-Editoren über Kopfwachstum und -deformitäten 22 Natürliches Schädelwachstum, Schädeldeformitäten, Untersuchungsmodalitäten 26 Osteopathische Herangehensweise bei lagerungsbedingter Plagiocephalie 28 Chiropraktische Beurteilung und Behandlung des Säuglingstorticollis und des lagebedingten Plagiocephalus 30 Kinder mit Schiefhals in der Physiotherapie 32 Kraniosynostose 36 Orthesenbehandlung von lagerungsbedingten Schädeldeformitäten 38 Kopforthese – Therapie der Wahl bei Schädel- deformationen von Säuglingen? – Nur im E-Paper 42 Do it yourself 43 Kinder spielend fördern DI E GUTE FORTB I LDUNG 44 Veranstaltungskalender 44 «Berührung prägt – von Anfang an» KURSE /WORKSHOPS / FORTB I LDUNGEN 45 Kurse KIS 46 Im Brennpunkt: Die Kursleitung 46 Interview mit Blanche Hodler über ihre ersten Erfahrungen als Kursleiterin ERFAHRUNGSBER I CHTE 48 Erfahrungsbericht: Pneumologie Update FÜR S I E GELESEN 49 Die Eigensprache der Kinder 50 Kleine Patienten – grosse Schicksale

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K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 5 01 / 2018 EDI TOR IAL Liebe Leserin, Lieber Leser, «Schiefe Köpfe» gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern, die wir in der Praxis bei Säuglingen beobachten. Seit der Empfehlung der Rückenlage zwecks Minimierung des SIDS-Risikos hat gefühlt jedes zweite Kind eine mehr oder weniger ausgeprägte lagebedingte Abflachung oder einen Schief- hals. Schwere, behandlungsbedürftige Kopfdeformitäten sind aber zum Glück selten. Aufgrund der Häufigkeit werden wir aber alle immer wieder mit der Frage konfrontiert, welche Kinder auf welche Art und zu welchem Zeitpunkt behandelt werden müssen. Zu wem schicke ich einen Säugling, bei dem sich der Schädel trotz Instruktion der Eltern bezüglich Lagerungsmassnahmen immer weiter abflacht? Muss jedes Kind mit Plagiocephalus zum Chiropraktor oder «nur» zum Osteopathen, reicht vielleicht die Physiotherapie oder sollte es doch besser direkt zum Kinderchirurgen und braucht es gar eine Helmtherapie? Wie die verschiedenen Disziplinen das Krankheitsbild angehen, welche diagnostischen und therapeutischen Massnahmen sie ergreifen, wissen wir meistens gar nicht so genau. Wie und ob diese Therapien auch wirklich helfen, ist auch vielen unklar. Wir haben daher ein Heft gestaltet, welches einerseits die medizinischen Hintergründe der kleinkindlichen Schädeldeformitäten zusammenfasst und andererseits den verschiedenen Therapierichtungen die Möglichkeit gibt, ihre disziplineigene Herangehensweise vorzustellen. Bewusst wollten wir dabei nicht nur streng schulmedizinischen Sichtweisen Raum geben. So entstanden Artikel von erfahrenen Ärzten und Therapeuten, welche immer wieder überraschend feine Merkmale beschreiben und behandeln, auf die wir als Kinderärzte zum Teil gar nicht so achten oder für die es schulmedizinisch kein richtiges Äquivalent gibt. Ihnen allen sind wir zu grossem Dank verpflichtet. Das Resultat habt Ihr nun in der Hand: Eine bunte Mischung praxisnaher Artikel, die zeigt, wie man ein Problem auf verschiedene Arten angehen kann, um das Ziel (namentlich einen einigermassen runden Kopf ohne Funktionseinschränkungen) zu erreichen. Ebenfalls rund läuft es mit der KIS Vorstandsarbeit und bei mfe. Erfreulicherweise vertritt unsere Präsidentin Heidi Zinggeler Fuhrer die Pädiatrie neu auch als Vize-Präsidentin von mfe. Die gesamte Redaktionskommission gratuliert herzlich! Ganz im Sinne eines unserer Verbandsziele, nämlich der Nachwuchsförderung, ist das Interview mit Blanche Holder zu verstehen. Sie gibt Auskunft über die spannende – und gar nicht so aufwendige! – Tätigkeit als KIS-Kursleiterin und motiviert vielleicht das eine der andere Mitglied dazu, ebenfalls aktiv zu werden für KIS. In seinem mfe-Beitrag weist Rolf Temperli darauf hin, dass die Diskussionen über die Tarmedrevision weitergehen. Beteiligen und vernetzen kann man sich bei Interesse auch in unserem Redaktionsteam. Nach intensiver Mitarbeit verlässt Regula Ziegler mit dieser Nummer das Team. Wir möchten uns bei ihr für ihren Einsatz bedanken. Ihr Interesse und Netzwerk reichen weit über das Medizinische hinaus und haben uns spannende Beiträge und Diskussionen beschert. Vielen herzlichen Dank, Regula! Es freut uns jedoch riesig, dass sich Jürg Streuli (zurzeit in Toronto, Kanada) zur Verfügung gestellt hat, in unserer aufgestellten und aktiven Arbeitsgruppe mitzuwirken. Herzlich willkommen, Jürg! Nichtsdestotrotz haben wir noch freie Sessel für redaktionellen Nachwuchs. Bitte bei Interesse einfach bei der KIS Geschäftsstelle melden! Wer sich weniger verbindlich vernetzen möchte, dem sei die von KIS organisierte Reise zum Kinderärztekongress der deutschen Kollegen in Berlin empfohlen, siehe dazu den Vermerk auf der Pinnwand mit Kurzmeldungen. Wir wünschen euch viel Lesevergnügen und freuen uns schon auf eure zahlreichen Rückmeldungen. Kerstin Walter, Co-Editorin, Mitglied Redaktionskommission Benjamin Liniger, Co-Editor P.S. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Benjamin Liniger für sein grosses Engagement: er hat uns un- kompliziert sowie fachlich ausgezeichnet und kompetent als Co-Editor für dieses Heft beraten. KW Die Themen der folgenden Hefte sind: News 02/2018: Orthopädie News 03/2018: Das gute Kinderbuch News 04/2018: Jahrestagung News 01/2019: Kinder-/Jugendgynäkologie News 02/2019: Migration News 03/2019: Sportmedizin News 04/2019: Jahrestagung News 01/2020: Bindung und Bildung DR. MED. KERSTIN WALTER, CO-EDITORIN, MITGLIED REDAKTIONSKOMMISSION Korrespondenzadresse: kerstin.walter@web.de DR. MED. BENJAMIN LINIGER, CO-EDITOR Korrespondenzadresse: Benjamin.Liniger@insel.ch

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K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 7 01 / 2018 VERBANDSZ I ELE Für das Geschäftsjahr 2017/18 haben wir uns für das Ressort Jahrestagung die folgenden Ziele gesetzt: 1) Arbeitsgruppe mit zwei Mitgliedern ergänzen 2) Die neuen Masterclasses evaluieren und allenfalls etablieren 3) Regionalgruppentreffen evaluieren und allenfalls für die JaTa 2018 planen Zu 1): Arbeitsgruppe ergänzen: Erfreulicherweise haben sich unmittelbar an der Jahrestagung 2017 mehrere Mitglieder für die Mitarbeit in unserer Arbeitsgruppe interessiert. Wir begrüssen Sandra Burri, Camilla Ceppi und Nina Schweizer in unserer Mitte und freuen uns über den frischen Wind in unseren Segeln. Wir steuern voll motiviert auf unsere nächste Jahrestagung vom 13. September 2018 zu. Schweren Herzens müssen wir uns jedoch von Kirsten Schiesser, Sylwia Kubiak und Stephanie von Gunten verabschieden. Wir danken dem Trio herzlich für ihre über die Jahre geleistete Arbeit, welche wir sehr schätzen. Zu 2): Masterclasses evaluieren/etablieren: Im Vorfeld der JaTa 2017 haben wir uns gefragt, ob unser Format mit den Masterclasses überhaupt Interesse finden wird. Ziel war es, damit die erfahrenen Pädiater aus unseren Kreisen anzusprechen. Die Antwort ist einfach: JA!! Diese Workshops waren am schnellsten ausgebucht und wir erhielten sehr gutes Feedback zu ihnen, was uns dazu bewog, für die nächste Jahrestagung einen Master- class-Workshop mehr ins Programm aufzunehmen, denn aller guten Dinge sind drei. Die Masterclasses sind nun als fester Bestandteil in der KIS Jahrestagung integriert. Zu3):Regionalgruppentreffenevaluieren/etablieren: Wie bereits in den News 4/2017 (auf Seite 16) berichtet, wurde dieses Gefäss von den Teilnehmern als spannend und nützlich empfunden. Für die Jahrestagung 2018 konnten wir Andreas Würmli, Präsident des Verbands der Ostschweizer Kinderärzte VOK (www.v-o-k.ch) für die Organisation gewinnen. Wir freuen uns bereits jetzt auf interessante Begegnungen. Selbstverständlich sind alle Mitglieder eingeladen, dabei zu sein und sich selber ein Bild zu machen. Wir sind überzeugt, dass dieses Treffen mithilft, unsereMitglieder (noch) besser zu vernetzen und die diversen bestehenden Strukturen und Verbände einander näherzubringen. Es dient aber auch dem Austausch über die verschiedensten Themen, wie zum Beispiel die Nachwuchsförderung. Weitere Details zur Jahrestagung werden im Programmheft und auf der Homepage publiziert. Verbandsziele und deren Erreichung – ein Update aus der AG Jahrestagung DR. MED. ANDREA HOHL-SEILER, UZNACH, VORSTAND KINDERÄRZTE SCHWEIZ, CO-LEITERIN ARBEITSGRUPPE JAHRESTAGUNG 2018 Korrespondenzadresse: ahkis@bluewin.ch Apropos Nachwuchsförderung: Habt ihr realisiert, dass für Assistenzärztinnen/-ärzte und Studentinnen/ Studenten reduzierte Teilnahmegebühren an unserer Jahrestagung gelten, um ihnen den Weg in die Welt der Praxispädiatrie zu ebnen? Also: Motiviert bereits jetzt eure Youngsters, damit sie sich den 13. September 2018 auch freihalten und zahlreich zum praxispädiatrischen Event des Jahres erscheinen!

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Empfehlungen zur Zusammenarbeit im Kindesschutz zwischen Ärzten und der KESB im Kanton Zürich Mit freundlicher Genehmigung des VZK/Kinderärzte Zürich haben wir die Empfehlungen zur Zusammenarbeit im Kindesschutz zwischen Ärztinnen und Ärzten und den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) im Kanton Zürich auf unsere Homepage gestellt. Obwohl diese Empfehlungen nur für den Kanton Zürich gültig sind, geben sie bestimmt auch für andere Teile der Schweiz wertvolle Impulse. Siehe KIS Homepage, Rubrik «Hilfreiche Materialien und Infos für die Praxis», Kapitel «Kinder- und Jugendschutz». s Arbeitsgruppe Kurswesen Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei Blanche Hodler für ihre Mitarbeit. Nach jahrelanger Unterstützung hat sie unsere Gruppe nun verlassen. Wir würden uns sehr über Nachwuchs freuen. Wenn Sie interessiert sind, in unserer Arbeitsgruppe mitzuarbeiten, freut sich Beatrice Kivanc auf der KIS Geschäftsstelle über Ihre Nachricht: info@kinderaerzteschweiz.ch (Siehe auch Seiten 46–47.) Die MPA Kurse gehen weiter: in Zürich war Anfang Februar mit George Marx die Ernährung das Thema; diese Veranstaltung wird im Mai in Bern wiederholt. (Siehe Kurskalender.) Arbeitsgruppe Jahrestagung Die AG JaTa bedankt sich herzlich bei Kirsten Schiesser und Sylwia Kubiak (Pädiaterinnen) sowie bei Stefanie von Gunten (MPA) für ihre Mitarbeit in den vergangenen Jahren. Frischen Wind bringen nun Camilla Ceppi und Sandra Burri (Pädiaterinnen), sowie Nina Schweizer (MPA) für die kommende Jahrestagung mit in unsere Gruppe. Für 2019 haben wir bereits An- fragen von Mitgliedern, in unserer AG mitzumachen. Demnächst gibt es – wohl zum ersten Mal in der Geschichte von KIS – eine Warteliste für diese Arbeitsgruppe!! 2. Workshop zur Nationalen Strategie Impfungen (NSI) KIS hat auch am zweiten Workshop zur Nationalen Impfstrategie teilgenommen. Lesen Sie Stefan Roths Beitrag dazu im E-Paper dieser Ausgabe. Für Tariffragen zu mfe! Der erste Tarmed-Kurs «Abrechnung in der pädiatrischen Praxis» (eine mfe-KIS Kooperation) vom 1. Februar 2018 war mit rund 80 Teilnehmern noch viel besser besucht, als wir ursprünglich erwartet hatten. Gibt es Seitens unserer Mitglieder den Bedarf nach mehr Tarmed-Kursen? www.hausaerzteschweiz.ch www.kinderaerzteschweiz.ch Kinderärzte Schweiz an Medifuture 2017 Am 4. Nov. 17 war es wieder so weit: Medifuture begrüsste mehr als 350 Teilnehmer am Laufbahnkongress für angehende und junge Ärzte. Auch KIS war vor Ort und zusammen mit SGP, mfe, JHaS und den Kinderchirurgen fand ein intensiver Austausch und Beratung betreffend Laufbahnplanung für diverse Interessenten statt. Dabei zeigte sich, dass es für viele immer noch schwierig ist, längerfristig geplant eine Einstiegsstelle in einer Kinderklinik zu bekommen. Wir konnten aber mit Broschüren von SGP und KIS sehr gut die verschiedenen Weiterbildungswege für Praxis- und Spitalpädiater zeigen, was auf reges Interesse stiess. Jetzt müssen wir sehen, wie es zu mehr planbaren Stellen in den Kinderkliniken kommt… Kurzmeldungen aus Vorstand und Arbeitsgruppen KIS Jahrestagung: Save the date Am 13. September 2018 findet zum 23. Mal unsere Jahrestagung statt, diesmal zum Thema «Intuition». Einige der Highlights, welche Euch dieses Jahr noch einmal in Pfäffikon (SZ) erwarten, sind: Ein Hauptreferat mit einer spannenden Referentin und Koryphäe auf ihrem Gebiet; ein bunter Strauss von Workshops, einige davon in der sehr beliebten Form der Masterclasses; das Treffen regionaler Verbände (diesmal von der Ostschweiz organisiert); das Neumitgliedercafé und eine reichhaltige Industrieausstellung. Also: auf keinen Fall verpassen und gleich jetzt dick in die Agenda eintragen! ! «KIS on Tour»: Reise zum BVKJ Kongress in Berlin Alle KIS Mitglieder sind herzlich dazu eingeladen, vom 22. bis 24. Juni 2018 mit uns zum Kinder- und Jugendärztetag des BVKJ (Bundesverband der deutschen Kinder- und Jugendärzte) in Berlin zu reisen. Alle Teilnehmer bezahlen ihre Reisekosten und Kongressgebühren selbst. KIS lädt gerne zu einem gemeinsamen Abendessen ein. Das Kongressprogramm sowie verschiedene Vorschläge und Möglichkeiten zur Anreise und Unterkunft finden Sie auf dem folgenden Link: https:// www.kinderaerzteschweiz.ch/Fuer-Mitglieder/Reisezum-BVJK-Kinderärztetag-2018-in-Berlin. HPV Awareness Kampagne von MSD (Merck Sharp & Dohme AG) Die Firma MSD hat eine Kampagne zur Aufklärung über HPV, Genitalwarzen und Krebs im Genitalbereich lanciert. Die Zielgruppe sind Jugendliche und deren Eltern, welche über HPV- Infektionen, deren Folgen und Prävention (u. a. Impfung) informiert werden sollen. Gemäss MSD ist HPV für viele ein schlecht definierter Begriff und sowohl die Folgen einer Infektion als auch die Schutzmöglichkeiten sind kaum bekannt; zudem liegen die Durchimpfungsraten unter dem Ziel des BAG. Das Herzstück der Kampagne ist die Homepage www.hpv-info.ch, welche unter anderem Links zu Informationen des BAG und Sexuelle Gesundheit Schweiz beinhaltet. Diese Kampagne ist von MSD initiiert und finanziert, Roche Diagnostics agiert als Co-Sponsor. SGAIM-Frühjahrskongress 2018 Da das Thema des diesjährigen SGAIM-Frühjahrskongresses vom 30. Mai bis 1. Juni 2018 «Unser Nachwuchs – unser Kapital» lautet, weisen wir Sie auf diese Veranstaltung hin. Der Mangel an geeignetem Nachwuchs, sei es in der Praxispädiatrie, in der Hausarztmedizin, im Spital oder in der Akademie, ist ein Dauerbrenner. Das wissenschaftliche Komitee hat deshalb bei der Gestaltung des Programms für diesen Kongress den medizinischen Nachwuchs ins Zentrum gestellt. Weitere Informationen finden Sie auf http://www.sgaim.ch/de/veranstaltungen-undkongresse/fruehjahrskongress-sgaim.html

BERUFSPOL I T I K 01 / 2018 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 10 Die Pädiatrie ist sowohl im Vorstand wie in der Delegiertenversammlung von Haus- und Kinderärzte Schweiz mfe sehr gut vertreten. Trotzdem wünschte sich der Vorstand eine Vertretung der Pädiatrie auch im Präsidium. Es war dabei naheliegend, ein Vorstandsmitglied für diese Zusatzaufgabe zu motivieren. Heidi Zinggeler Fuhrer hat sich bereit erklärt, diese Herausforderung und damit das schwere Erbe von Marc Müller anzutreten. Neben ihrem Amt als Präsidentin von Kinderärzte Schweiz KIS ist sie mehrjähriges Mitglied im Vorstand von mfe. Engagement, Hartnäckigkeit und Erfahrung zeichnen sie aus. Sie ist bestens mit dem Präsidium der SGP, den Gremien der FMH und des Bundes, sowie im Forum Medizinische Grundversorgung unter der Leitung von Bundesrat Berset vernetzt. Mit einem pädiatrischen Vize-Präsidium bei mfe wird der Standpunkt der Pädiatrie noch stärker Gehör und Anerkennung finden. Die Konzentration vieler Aufgaben auf wenige Personen ist der Effizienz förderlich, der Verteilung von Wissen und Verantwortung und auch der Suche nach Nachfolgelösungen hingegen abträglich. Alle Verbandsmitglieder sind ständig eingeladen, sich für kleinere und grössere Aufgaben zur Verfügung zu stellen. Die Vorstände und Arbeitsgruppen der Verbände, sei das nun bei KIS, mfe oder in der SGP, sind auf eure Unterstützung angewiesen. Nur mit eurer Hilfe können Nachfolgelösungen gefunden und unsere sowie die Interessen unserer Patienten in allen relevanten Gremien vertreten werden. Unterdessen haben wir erste Erfahrungen mit dem Tarif Tarmed 1.09_BR gesammelt. Der Wechsel ist bei den allermeisten viel problemloser erfolgt als zuvor befürchtet. Die Probleme werden sich erst mit der Zeit zeigen. Aus Leserbriefen in der Schweizerischen Ärztezeitung und vielen Mails schliessen wir, dass einige unter uns sich bis jetzt kaum je mit Tariffragen auseinandergesetzt haben. An dieser Stelle noch einmal das Wichtigste in Kürze: – Auch der zweite Tarifeingriff des Bundesrates verbessert die finanzielle Situation der grossen Mehrheit medizinischer Grundversorger – Trotz Skalierungsfaktor profitieren auch die Praktischen Ärzte ein zweites Mal vom bundesrätlichen Eingriff – Konsultationen und Beratungen aller Fachärzte werden um 8,8% aufgewertet – Grosse Ausnahme sind die Psychiater, deren Leistungen abgewertet werden – Viele spezialärztliche Leistungen werden zurückgestuft, zum Teil sehr stark – Die Limitationen sind zu beachten Wir fordern alle auf, den Tarif korrekt anzuwenden. Wenn der Tarif die notwendige Arbeit be- oder verhindert, so soll das Problem mit dem Patienten und dem Kostenträger besprochen und der Tarifkommission mfe gemeldet werden. Umgehungs- und Kompensationsmanöver sind nicht zielführend, weil die vorhersehbaren Probleme so nicht aufgezeigt und weil die Umgehungsmechanismen schnell sichtbar und zu entsprechenden Korrekturmassnahmen von Seiten des Bundes führen werden. DR. MED. ROLF TEMPERLI, BERN, VORSTANDSMITGLIED MFE Korrespondenzadresse: temperli-rossini@bluewin.ch Neues Präsidium, neuer Tarif Für Fragen konsultieren sie die Webseite der FMH oder die Tarifkommission mfe oder die Tarifdelegierte der SGP: https://www.fmh.ch/ambulante_tarife/tarmed-tarif/tarmed-aenderungen-ab-1-1-2018.html http://www.hausaerzteschweiz.ch/themen/tarife/tarifkommission/ Laure Ziegler, Tarifdelegierte SGP, ziegler@hin.ch Der Wechsel ist bei den allermeisten viel problemloser erfolgt als zuvor befürchtet. Die Probleme werden sich erst mit der Zeit zeigen.

01 / 2018 BERUFSPOL I T I K K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Ein wichtiger Pfeiler der Nachwuchsförderung am BIHAM im Ressort «Lehre» und eine spezielle Variante des Mentorings ist in Bern durch die praxisnahe Ausbildung in Form der Hausarztpraktika seit Jahren etabliert und wird von den Studierenden sehr geschätzt. Mit der Reform, welche aufgrund der zunehmenden Zahl Medizinstudenten in den kommenden Jahren erforderlich war, wird dies neu in Form von Hausarzt- bzw. Pädiatrie-Praktika in den Studienjahren 1, 3 und 5 durchgeführt. Während des Studiums begleitet so ein Lehrarzt als «Lehrarzt – Studentin Pärchen» («MentorIn und Mentee») die Studentin durch das ganze Studium. Durch die Verteilung der Praktika auf mehrere Studienjahre kann eine kontinuierliche und aufbauende Beziehung mit MentoringCharakter entstehen, da man im Allgemeinen als Mentee beim gleichen Mentor alle Praktika absolviert. In Bern sind diese Praktika äusserst beliebt und zeigen eine hohe Bewertung bei den Studenten. Das BIHAM übernimmt dabei die gesamte Organisation, stellt die Lernzielanforderungen auf und begleitet die Lehrärzte im Rahmen von «teachers teaching». Die Studenten können wählen, ob sie diese Praktika bei einem Hausarzt oder wahlweise auch bei einem Pädiater machen möchten. Insgesamt sind von allen LehrärztInnen des BIHAM 45 Pädiater. Da dies fester Bestandteil des Studiums ist, erhält jeder die Chance zu diesem einmaligen Teil einer sehr praxisnahen und persönlichen Lernform. Im Ressort «Nachwuchsförderung und Vernetzung» ist nebst dem Praxisassistenzprogramm, der Möglichkeit zur Forschung und dem Angebot von Rotationsstellen, das Mentoring-Angebot ein weiterer wichtiger Stützpfeiler. Das Beratungsangebot richtet sich primär an StudentInnen und junge AssistenzärztInnen, die entweder schon wissen, dass sie Hausärzte werden wollen oder an solche, welche dies als Option in Betracht ziehen. In diesen Beratungsgesprächen sind die Inhalte individuell und sehr vielfältig: Da ist der 5.-Jahresstudent, der ob der Fülle an Möglichkeiten und der Angst vor dem Zuspätsein für eine dringend gewünschte Stelle etwas Ordnung in die Planungsabläufe bringen und Übersicht über das Erforderliche respektive freier Gestaltbare gewinnen will. Da ist die Assistenzärztin im 3. Weiterbildungsjahr, die sich klarer werden will, was noch fehlt und was noch Sinn macht. Da ist die Fast-Fachärztin, die Ratschläge zur Ausgestaltung ihrer ersten Anstellung als Fachärztin einholt. Da ist die Wiedereinsteigerin, die sich über ihre Möglichkeiten informiert. Da ist der Verunsicherte, Burn-outgefährdete, der sich Rat und neuen Mut abholt. Da ist die Spitalärztin und frischgebackene Mutter, die sich aufgrund der veränderten Situation für ambulante hausärztliche Möglichkeiten interessiert. Immer wieder zeigt sich, dass die grosse Flexibilität in der Weiterbildungsgestaltung gleichzeitig sehr positiv wie herausfordernd ist und dass der Hausarztberuf sehr viele Möglichkeiten bietet. Frau Niederer, Sie führen seit vielen Jahren eine pädiatrische Praxis in Olten und sind Lehrärztin der Universität Bern. Können Sie uns kurz beschreiben, wie Sie die Begleitung von Studierenden als Lehrärztin erleben? Ich habe mich erst aufgrund einer Anfrage für eine Praxisassistentenstelle näher mit dem Thema «Lehrarzt» befasst. Nachdem ich den Kurs für Lehrärzte besucht hatte, stand für mich fest, dass ich mich in der weiteren Ausbildung von Assistenten und Studenten aktiv beteiligen möchte, da ich der Meinung bin, dass nur wir selber unseren Nachwuchs ausbilden und fördern können. Fast gleichzeitig mit dem Assistenten haben wir auch begonnen, Studenten der Universität Bern zu betreuen. Die Begleitung der Studierenden ist für mich eine sehr dankbare und erfüllende Aufgabe. Es ist für mich immer wieder schön zu sehen, wie schnell die Lernkurve bei vielen ansteigt, wenn sie in einem guten Lernklima ihre ersten Erfahrungen mit der praktischen Medizin machen können. Durch eine gute Integration ins Team können sie schon frühzeitig «praktisch» arbeiten, was vor allem in den ersten zwei Jahren eine willkommene Abwechslung für die Studierenden ist. Ich selber befasse mich im Rahmen des «Teaching» aber auch immer wieder mit Neuerungen, hinterfrage auch mein Tun und habe einen Einblick in das heutige Medizinstudium, das sich doch grundlegend von meinem eigenen unterscheidet. Alles in allem möchte ich nicht auf diese Begegnungen mit den jungen, zukünftigen Kollegen verzichten und empfinde den Aufwand im Vergleich zum Ertrag als gerechtfertigt. Selbstverständlich ist auch immer die Hoffnung dabei, dass man das Feuer, welches in einem selbst brennt, weitergeben und die Studenten für die Pädiatrie bzw. Hausarztmedizin begeistern kann. BEATRICE DIALLO, BERN, FACHÄRZTIN FÜR ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN FMH, KOORDINATORIN KANTONALE PRAXISASSISTENZEN UND MENTORING Korrespondenzadresse: beatrice.diallo@biham.unibe.ch Mentoring am Berner Institut für Hausarztmedizin Wie in Ausgabe 3/17 am Beispiel von «Mentoring Zürich» illustriert, gehört Nachwuchsförderung zu den wichtigsten berufspolitischen Arbeiten von Kinderärzte Schweiz. Auf diesem Gebiet werden viele Anstrengungen unternommen. Auch am BIHAM wird Nachwuchsförderung grossgeschrieben. So hat das Institut nebst den Ressorts «Lehre» (wo bereits viel für die Nachwuchsförderung getan wird), «Forschung» und «Statistik» neu auch ein Ressort «Nachwuchsförderung und Vernetzung» unter der Leitung von Dr. med. Sven Streit. Mentoring Bern 11

BERUFSPOL I T I K 01 / 2018 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 12 Und wenn nicht, dann kann sie es lernen. Die Materie ist komplex, sowohl inhaltlich wie tarifarisch. Gerne möchten wir gewisse Aufgaben an unsere Mitarbeiterinnen abtreten, gerne möchten wir ihnen zusätzliche Aufgaben anvertrauen. Dazu braucht es geregelte Kompetenzen und eine entsprechende Finanzierung. Ein zukünftiger Tarif muss interprofessionelles Arbeiten abbilden und entschädigen. Bis anhin ist es so, dass alle Arbeiten der Medizinischen Praxisassistentin – mindestens theoretisch – in der Technischen Leistung TL des Tarifs abgebildet sind. Stellen wir immer mehr MPAs an pro Arzt, so führt das zu immer höheren Praxisinfrastrukturkosten, somit besteht tarifarisch ein negativer Anreiz, mehr Personal einzustellen. Höhere Infrastrukturkosten zeigen sich in den RokoZahlen, was zu einer Anpassung des Tarifs führen müsste, so wie es das Gesetz (Krankenversicherungsgesetz) mit der Forderung nach Sachgerechtigkeit und Betriebswirtschaftlichkeit fordert. Zwanzig Jahre nichts passiert! Trotzdem sind eure Roko-Zahlen enorm wichtig. Es ist der einzige Weg, wie wir unseren Aufwand belegen und mit den Versicherern und Behörden verhandeln können. Liefert Roko-Daten! Nur ganz wenige Leistungen sind im Tarmed als explizite MPA-Leistungen aufgeführt. Dazu gehören die Abgabe von Antabus (00.0150) und Methadon (00.0155), die Überwachung der Urinabgabe bei Suchtpatienten (00.0160), die kapilläre (00.0716) und venöse (00.0715) Blutentnahme, die Injektion und Infusion (00.0750), der Gefässzugang peripher venös (00.0855), Wundtoilette und Verbandwechsel (00.1345), Entfernung härtender Verbände (01.0265 und 01.0275), nichtärztliche Betreuung und Behandlung ambulanter onkologischer/ hämatologischer/diabetologischer Patienten (00.1430 und 00.1440). Nicht-ärztliche Leistungen haben im Tarif keine AL (ärztliche Leistung) sondern nur eine TL. Einige nicht-ärztliche Leistungen dürfen nur dann abgerechnet werden, wenn nicht gleichzeitig eine ärztliche Konsultation stattfindet bzw. abgerechnet wird. Andere Leistungen sind zwar typische MPA-Leistungen, bei denen der Arzt aber zu einem kleinen Teil involviert ist. Sie sind auch so tarifiert: mit einer kleinen AL und einer grösseren TL. Dazu gehören das Röntgen, die Nachbetreuung/Betreuung/Überwachung des Patienten (00.1370), der Prick-Test etc. Mit diesen Leistungen wie auch den Laborleistungen finanzieren sich die MPA quasi selber. Alle anderen Leistungen der MPA sind in der TL der Arztleistungen eingerechnet. Erarbeiten sich unsere MPAs zusätzliche Kompetenzen und werden sie mit zusätzlichen Aufgaben betraut, so macht das ihren Beruf attraktiver und eröffnet den MPAs neue Perspektiven, ist aber für die Praxis finanziell uninteressant. Eine aufwändige kompetente Telefonberatung durch die MPA, die eine ärztliche Konsultation überflüssig macht, ist für den Patienten eine willkommene Dienstleistung, für die Versicherer eine Kosteneinsparung (was diese längst gemerkt und ihre Telefondienste mit den entsprechenden Versicherungsmodellen aufgebaut haben), für die Praxis aber ein Verlustgeschäft. Hier liegt Potenzial brach, das genutzt aber auch entschädigt werden muss. Dann gibt es noch die ärztlichen Leistungen, die unter Umständen von MPAs erbracht werden könnten. Und hier beginnen die Schwierigkeiten. Die MPA/EFZ (Medizinische Praxisassistentin mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis) hat eine dreijährige Lehre abgeschlossen mit über 1000 Schullektionen, die sich von Schule zu Schule unterscheiden, und bringt sehr unterschiedliche praktische Erfahrungen aus ihrer Lehrpraxis mit. Die MPA sollte die Administration mit Planung der Sprechstunde und Abrechnungswesen, die Kommunikation mit Patienten und anderen Berufsgruppen, das Labor und das Röntgen und einige diagnostische und therapeutische Aufgaben beherrschen. Sie arbeitet im Auftrag und unter der Verantwortung der Ärztin, welche Aufgaben nach eigenem Ermessen delegieren kann. Der Kanton Zug hat im Jahr 2015 als erster die MPA in die Gesundheitsgesetzgebung aufgenommen: Leistungen die nicht zwingend von einem Arzt erbracht werden müssen, so vor allem Routinehandlungen bei chronisch Kranken, können vom Arzt an die MPA delegiert werden. Im Kanton Bern wird eine Parlamentarische Motion «Delegieren ärztlicher Tätigkeiten an MPA» von Regierung und Parlament unterstützt. Die Kantonale Ärztegesellschaft will zusammen mit dem Berufsverband der Medizinischen Praxisassistentinnen SVA, mit innovativen Versicherern, Netzwerken und dem Institut für Hausarztmedizin Möglichkeiten und Auswirkungen des Einsatzes von Medizinischen Praxiskoordinatorinnen untersuchen. Möglicherweise und hoffentlich gibt es in anderen Kantonen ähnliche Bestrebungen. Die Weiterbildung zur Medizinischen Praxiskoordinatorin MPK (es kann zwischen der klinischen und der praxisDR. MED. ROLF TEMPERLI, BERN Korrespondenzadresse: temperli-rossini@bluewin.ch Meine MPA kann alles Trotzdem sind eure Roko-Zahlen enorm wichtig. Es ist der einzige Weg, wie wir unseren Aufwand belegen und mit den Versicherern und Behörden verhandeln können.

01 / 2018 BERUFSPOL I T I K K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 13 leitendenden Richtung gewählt werden) mit Eidgenössischem Fachausweis gibt den MPAs spezifische zusätzliche Kompetenzen im Bereich von Chronic Care Management und Beratung von Langzeitpatienten mit Atemwegserkrankungen, Diabetes, Koronarer Herzkrankheit/Herzinsuffizienz, Rheuma und in der Wundbehandlung. Bis jetzt haben schon über 200 MPAs ihren Fachausweis als Praxiskoordinatorin erhalten. Die MPK praxisleitender Richtung übernimmt organisatorische und administrative Aufgaben, die üblicherweise vom Arzt erbracht wurden. Ihr Einsatz kostet die Versicherer nichts, entlastet den Arzt von Büroaufgaben und erlaubt ihm entweder mehr Freizeit oder mehr Zeit für die Sprechstunde. Die MPK klinischer Richtung nimmt dem Arzt medizinische Aufgaben ab, arbeitet parallel zum Arzt, braucht in dieser Zeit eine eigene Infrastruktur und steht dann dem Arzt nicht zur Verfügung. Sie muss also zusätzlich finanziert werden. Die Kostenträger befürchten Mehrkosten und zweifeln am Nutzen der MPK. Die Qualität einer Praxis hängt in grossem Mass von der Qualität der Zusammenarbeit zwischen Arzt und MPA ab. Es liegt in unserem Interesse, die MPAs zu fördern und ihnen Aufgaben zu übertragen, die sie in hoher Qualität unter Anleitung oder selbstständig erbringen können. Könnten gewisse ärztliche Aufgaben an MPAs übertragen werden, so würde dies mittel- und langfristig zu Kostenersparnissen führen. Der entscheidende Vorteil für den Patienten liegt darin, dass er unter dem gleichen Dach und vom gleichen Team betreut und nicht an eine weitere Stelle verwiesen wird. Die Auffassung der Kostenträger, MPA-Arbeiten seien in der TL der Leistungen schon abgebildet, ist zwar nicht ganz falsch, zementiert aber das aktuelle System und verhindert alle Innovationen (ausser vielleicht in den Grosspraxen), auch solche, die kostendämpfend wirken könnten. Wenn MPAs zusätzliche Aufgaben übernehmen sollen, so müssen diese Arbeiten im Tarif abgebildet und die Löhne der MPAs entsprechend angehoben werden. Wenn wir Aufgaben im Rahmen der Interprofessionalität delegieren wollen und können, dann am besten an unsere MPAs. Das liegt in unserem eigenen Interesse, in dem der MPAs, dem der Patienten und schlussendlich auch im Interesse der Kostenträger und Prämienzahler. Was macht die MPA in eurer Praxis? Was könnte sie tun? Warum tut sie es nicht? Instruktion und Überwachung der Inhalation? Die Praxiskoordinatorin MPA/MPK wird darin ausgebildet. Sie erbringt nicht eine Zusatzleistung, sondern übernimmt eine Aufgabe, die bis jetzt der Ärztin oblag. Also braucht es im Tarif eine MPA/MPK-Leistung, weil die Instruktion in diesem Fall eben keine ärztliche Leistung mehr wäre. Und was ist, wenn die Ärztin die Leistung erbringt? Oder wenn die MPA die Wunde näht? Gibt es verschiedene Preise für die gleiche Leistung, je nach Leistungserbringer? Dass dies möglich und von den Kostenträgern auch akzeptiert werden kann, zeigt die Position «Gefässzugang periphervenös»: bezüglich Qualität wird kaum ein Unterschied bestehen, ob das Venflon von der MPA oder dem Arzt gelegt wird. Braucht es den Arzt dazu, so kostet die Leistung aber mehr. Es ist nicht einzusehen, warum gewisse Leistungen, die bis jetzt von Ärzten erbracht wurden, nicht auch von MPAs in gleicher Qualität aber kostengünstiger erbracht werden könnten. Die Forderung nach MPA-Positionen im Tarif ist richtig. Die Interprofessionalität wird gefördert, der Beruf der MPA aufgewertet, die Dienstleistung der Praxis verbessert und Kosten können gespart werden. Es braucht aber noch viel Denkarbeit unsererseits und Kostenträger, welche die Entwicklung der Interprofessionalität unterstützen. Den Gedanken der Interprofessionalität hat unser Verband schon kurz nach seiner Gründung vor gut 20 Jahren aufgenommen. Früh gab es Fortbildungsveranstaltungen unter dem Thema «Das praxispädiatrische Team». Das Interesse unserer Mitglieder flaute aber ab, sodass sich der Vorstand und die Kursverantwortlichen andere Wege ausdachten: unsere MPAs wurden an die KIS-Jahrestagung eingeladen, mit überwältigendem und den Rahmen fast sprengendem Erfolg. Nun finden gemeinsame Workshops und solche nur für MPAs statt. Seit März 2017 organisieren wir Fortbildungen ausschliesslich für MPAs. In verschiedenen Regionen haben pädiatrische MPAs ihre eigenen Qualitätszirkel aufgebaut. Die Förderung und das Leben der Interprofessionalität sind spannend, lehrreich für alle Seiten und zukunftsgerichtet. Und KIS ist dabei, an vorderster Front. Die Qualität einer Praxis hängt in grossem Mass von der Qualität der Zusammenarbeit zwischen Arzt und MPA ab. Die Förderung und das Leben der Interprofessionalität sind spannend, lehrreich für alle Seiten und zukunftsgerichtet.

In der Druckausgabe befindet sich auf dieser Seite ein Hinweis für medizinische Fachpersonen.

K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 15 01 / 2018 DI E MPA SE I TE Am Donnerstag den 16.11.2017 trafen sich 25 interessierte MPAs und sogar eine Kinderärztin im Pfarreizentrum in Wil. Sie folgten der Einladung der Netzwerkgruppe MPPA, um mehr über Augenuntersuchungen in der Kinder- und Augenarztpraxis zu erfahren und das Gerät Plusoptix® kennenzulernen. Im ersten Teil erklärte uns Dr. med. K. Imahorn anhand einer sehr übersichtlichen und mit vielen Bildern ausgeschmückten Präsentation, warum es so wichtig ist, die Augenuntersuchungen schon im Säuglingsalter durchzuführen. Bei allen Vorsorgeuntersuchungen finden die jeweiligen Untersuchungen der Augen statt, denn je früher ein Sehfehler erkannt wird, umso besser kann man diesen therapieren und korrigieren. Die Entwicklung der Augen ist mit ca. 6–8 Jahren schon fast abgeschlossen. Im Unterschied zu Erwachsenen können vor allem kleine Kinder aus unterschiedlichen Gründen (Schielen, Kurzsichtigkeit, Hornhautverkrümmung, Trübungen etc.) eine Sehschwäche (Amblyopie) entwickeln, welche – falls diese nicht früh erfasst und behandelt wird – sich später auch mit den besten Brillen nicht mehr korrigieren lässt. Deshalb ist die frühzeitige Erfassung von Sehproblemen ein zentraler Punkt in der Vorsorgeuntersuchung bei Kindern. Neben der klinischen Untersuchung der Augen bei jeder Vorsorgeuntersuchung durch den Kinderarzt bedeutet die neue Methode mit dem Plusoptix® einen enormen Zusatznutzen bei der Früherfassung von Amblyopie- gefährdeten Kindern. Die Durchführung der Plusoptix®- Untersuchung liegt in der Kompetenz der MPA. Die Werte dieser Untersuchung können helfen, bei einem auffälligen Befund das Kind sehr früh einem Augenarzt vorzustellen und allfällige weitere Untersuchungen und Therapien zu beginnen. Somit haben diese Kinder eine bessere Prognose, ohne Brille oder andere Therapien im Erwachsenenalter gut zu sehen. Nach einem feinen Imbiss in der Pause durften wir Frau Pistorius begrüssen und konnten frisch gestärkt in den zweiten Teil der Fortbildung starten. Unter fachkundiger Anleitung von Frau Pistorius konnten mit dem mitgebrachten Plusoptix®-Augentestgerät Messungen durchgeführt werden. Frau Pistorius half mit grossem Wissen, den richtigen Abstand zu wählen, die Messung richtig zu deuten und wusste Tipps und Tricks, damit jede MPA eine Messung an einer anderen Kursteilnehmerin machen konnte. Auch sie betonte, wie wichtig die Unterstützung eines solchen Gerätes in der Pädiatrie ist, damit die Kinder, die von einer augenärztlichen Behandlung profitieren können, möglichst früh bei den Vorsorgeuntersuchungen «rausgefischt» werden und nicht erst mit 4 bis 6 Jahren, nach der üblichen Testung des Visus, überwiesen werden. Anschliessend blieb noch etwas Zeit, Fragen der Teilnehmerinnen zu beantworten. Herr Dr. med. K. Imahorn und Frau Pistorius beantworteten alle Fragen und halfen, die letzten Unsicherheiten zu beseitigen. Wir haben einen spannenden Nachmittag verbracht und nehmen mit nach Hause, dass die Augenuntersuchungen in der Praxis sehr wichtig sind, und dass ein Plusoptix® oder ähnliches Gerät als Unterstützung von grosser Bedeutung sein kann und die kleinen Patienten früh davon profitieren können. Wir, die Mitglieder der Netzwerkgruppe MPPA, möchten allen danken, die an unserer Fortbildung dabei waren und natürlich auch unseren zwei Referenten für den grossen Einsatz. REFERENTEN: DR. MED. K. IMAHORN, KINDERARZT, WIL FRAU A. PISTORIUS, ORTHOPTISTIN, SPEICHER AUTORINNEN: BARBARA BIFFIGER, MPA, VILLMERGEN CHRISTINA EIGENMANN, MPA, WIL Korrespondenzadresse: barbara@biffiger.ch Augenuntersuchungen in der Kinder- und Augenarztpraxis Fortbildung der Netzwerkgruppe MPPA für pädiatrische MPAs Anmerkung der Redaktion: Bitte beachten Sie, dass wir in Kinderärzte.Schweiz NEWS Nr. 2/2016 auf den Seiten 29–31 über die Plusoptix-Werte zur Überweisung an den Augenarzt / die Augenärztin berichtet haben. Bisher erschienene Ausgaben unserer Verbandszeitschrift können auf unserer Homepage elektronisch nachgelesen werden: https://www.kinderaerzteschweiz.ch/Publikationen/VerbandszeitschriftKinderaerzte.Schweiz Plusoptix®

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01 / 2018 FORTB I LDUNG K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 17 Zur Vereinfachung wird im ganzen Artikel nur die männliche Form verwendet. Frauen sind selbstverständlich ebenso gemeint. Die drei Work Force Studien aus den Jahren 2005, 2010 und 2015 konnten aufzeigen, dass sich in der Schweiz ein zunehmender Mangel an Hausärzten abzeichnet [1]. Leider wurden in allen drei Studien die Kinderärzte nicht berücksichtigt. Ziel der vorliegenden Studie (welche als Dissertationsarbeit von Frau Bettina Zwyssig durchgeführt wurde) war, aktuelle Daten zu Arbeitszeit, Arbeitsgewohnheit, Plänen, Motivation wie auch zu aktuellen und zukünftigen Arbeitsplänen der zurzeit aktiven Kinder- und Jugendärzte zu erhalten. Eine solche Befragung bei in der Praxis tätigen Pädiatern wurde für die Schweiz erstmalig durchgeführt. Methodologisch handelt es sich bei der Work Force Studie Kinderarztmedizin 2016 um eine Querschnittstudie, für welche im Januar 2017 insgesamt 499 Fragebogen an Kinder- und Jugendärzte (Mitglieder des Berufsverbands «Kinderärzte Schweiz») hauptsächlich aus der deutschsprachigen Schweiz verschickt wurden. Als Grundlage für den Fragebogen diente die Vorlage aus der Work Force Studie 2015 für die Erwachsenen-Hausarztmedizin. Die Datensammlung erfolgte während zwei Monaten und konnte nach dem Versand einer Mail- Erinnerung abgeschlossen werden. Die Rücklaufquote betrug 55,7% und lag damit deutlich über derjenigen der drei Work Force Studien in der Erwachsenenmedizin. Im Folgenden sollen die Hauptresultate kurz zusammengefasst und kommentiert werden: 1. Zunahme des Frauenanteils, alters- und geschlechtsspezifische Unterschiede Von den 278 antwortenden Kinder- und Jugendärzten zeigte sich ein klarer Trend zugunsten des Frauenanteils (56% vs. 44%, p<0,0001). Die Frauen waren im Durchschnitt jünger als die Männer (47,5 vs. 54,1 Jahre) bei einem mittleren Alter aller Teilnehmenden von 50,4 (range 31–80 Jahre) Jahren. Bei den über 50-Jährigen war der Männeranteil signifikant (p<0,001) höher als der Frauenanteil. Es ist bekannt, dass seit 2005 mehr Frauen als Männer das Medizinstudium abschliessen [2]. Diese Entwicklung basiert unter anderem auf den Wertvorstellungen der jungen Ärztegeneration, auch Millenials genannt, welche die persönliche Weiterentwicklung gegenüber finanziellen Anreizen vorzieht und Teilzeitarbeit, flexible Arbeitszeiten und -bedingungen sowie die Möglichkeit, Überstunden zu kompensieren hoch gewich- tet [3]. Auch die Arbeitsumgebung ist für die junge Generation von entscheidender Bedeutung. Es zeigte sich, dass Frauen signifikant häufiger in Doppel- (35%) oder Gruppenpraxen (52%) arbeiten verglichen mit ihren männlichen Kollegen (p<0,001). Studienteilnehmer unter 50 Jahren arbeiten zudem signifikant häufiger (p<0,001) in Doppel- oder Gruppenpraxen als ihre Kollegen oder Kolleginnen jenseits des 50. Altersjahrs. Die Bevorzugung von Doppel- und Gruppenpraxen lässt sich am wahrscheinlichsten dadurch erklären, dass Frauen und jüngere Teilnehmer in Teilpensen arbeiten möchten, was am ehesten durch die familiären Umstände (z.B. Kinderbetreuung) oder dem Wunsch nach Verbesserung der Work-Life-Balance erklärbar ist. Eine kinderärztliche Tätigkeit in Teilpensen (z.B. 50%) ist grundsätzlich nur in Doppel- oder Gruppenpraxen möglich. Ein Teilzeitpensum in einer Einzelpraxis ist mit erheblichem organisatorischem Aufwand verbunden. Der Trend zur Arbeit in Doppel- und Gruppenpraxen deckt sich mit der Entwicklung in der Erwachsenenmedizin, in welcher die Zahl der Einzelpraxen zwischen 2005 und 2015 um einen Drittel zurückgegangen ist, währenddem sich die Zahl der Gruppenpraxen fast verdreifacht hat [1]. Es ist anzunehmen, dass der Frauenanteil in den nächsten 10 Jahren im Bereich Kinder- und Jugendmedizin weiter ansteigen wird. Für die Planung der zukünftigen kinderärztlichen Versorgung in der Schweiz wie auch für standespolitische Diskussionen wird es deswegen wichtig sein, den Trend zur Zunahme des Frauenanteils weiterhin genau zu beobachten. Der vermehrte Frauenanteil in der Kinderarztmedizin (wie auch in der Erwachsenenmedizin) hat somit Folgen für künftige politische Entscheide und im Hinblick auf die Ausbildung des Nachwuchses. Vor allem in der Grundversorgung muss der Arztberuf weiterhin attraktiv bleiben respektive verbessert und den Interessen der neuen, jungen Generation («Millennials») angepasst werden. Es wäre wünschenswert, dass vonseiten der Kinderspitäler eine grössere Bereitschaft signalisiert würde, Teilzeitausbildungsstellen zu unterstützen und mehr Weiterbildungsplätze geschaffen würden, um die entstehenden Work Force Lücken bei der in Teilzeitpensum arbeitenden Kinderärzten auszugleichen. Deshalb ist es auch wichtig, die Zukunft der Kinderarztmedizin (standes-) politisch und auch finanziell (z.B. via Tarmed) zu fördern, damit in der nahen und fernen Zukunft weiterhin eine pädiatrische Grundversorgung auf Topniveau gesichert werden kann. Work Force Kinderarztmedizin in der Schweiz 2016 DR. MED. BETTINA ZWYSSIG, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN, PRAXISPÄDIATERIN, STANS PROF. DR. MED. ANDREAS ZELLER, MSC, FACHARZT FÜR ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN FMH, LEITER DES UNIVERSITÄREN ZENTRUMS FÜR HAUSARZTMEDIZIN BEIDER BASEL, LIESTAL Korrespondenzadresse: bettina.zwyssig@hin.ch Erfassung der kinderärztlichen Versorgungssituation in der Deutschschweiz

FORTB I LDUNG 01 / 2018 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 18 2. Arbeitszufriedenheit der Kinder- und Jugendärzte In der Work Force Studie 2015 für Hausärzte waren 75% der Hausärzte ziemlich bis ausserordentlich zufrieden mit ihrer Arbeitssituation [1]. Bei den Pädiatern war die Arbeitszufriedenheit sogar höher, das heisst, neun von zehn Teilnehmern (88,8%) der Studie waren ziemlich bis ausserordentlich zufrieden mit ihrer Arbeitssituation, je 41% waren sehr beziehungsweise ziemlich zufrieden (Abbildung 1). Nur rund 7% waren ziemlich unzufrieden, 3,5% sehr unzufrieden und vereinzelte Teilnehmer (n=2) gaben an, ausserordentlich unzufrieden mit der Arbeitssituation zu sein. Alters- oder geschlechtsspezifische Unterschiede oder Assoziationen waren nicht vorhanden. Bezüglich Arbeitsbelastung waren 70% der befragten Pädiater stark zufrieden oder zufrieden und 50% sind stark oder sehr stark optimistisch für die Zukunft der Kinderarztmedizin in der Schweiz. Insgesamt lässt sich also eine Zufriedenheit und Optimismus bei Schweizer Kinderärzten erkennen. Die Freude an der Ausübung des gewählten Berufes überwiegt zum grössten Teil. Trotzdem gab ein Viertel der Teilnehmer (26%) an, dass sich die Arbeitsbedingungen stark oder sehr stark verschlechtert haben. Dies erklärt sich unter anderem auch dadurch, dass der bürokratische und finanzielle Aufwand stark zugenommen hat. Trotz der finanziellen Verbesserung durch die hausärztliche Zuschlagsposition 00.00015 im Tarmed seit 01.10.2017 [4] sei die Entlohnung nicht attraktiv. Ausserdem kann dieser Zuschlag bei den regulären Vorsorgeuntersuchungen im Tarmed nicht angewendet werden. Es finden zudem auch mehr Einschränkungen im Sinne von Qualitätskontrollen oder Rezertifizierungen statt. Gemäss den Angaben von einigen teilnehmenden Kinderärzten hat die Wertschätzung gegenüber dem Grundversorger in der Bevölkerung und in den Medien gar stark abgenommen. 3. Änderungen des Praxistyps Bei den aktuell befragten Kinder- und Jugendärzten sind nur noch 20% in einer Einzelpraxis tätig. Knapp 30% arbeiten in einer Doppelpraxis und etwa die Hälfte der befragten Kinderärzte in einer Gruppenpraxis. Die Einzelpraxis erscheint daher (etwas unfein formuliert) als ein «Auslaufmodell». In der Erwachsenen-Hausarztmedizin zeigte eine kürzlich erschienene Arbeit eindeutig, dass die junge Generation in Gruppenpraxen arbeiten will (in Gruppenpraxen 86%, Doppelpraxen 11%, Einzelpraxis 3%) [6]. Die Vorteile einer Doppel- oder Gemeinschaftspraxis sind gross. Die Kosten der Praxisführung (Praxismiete, Löhne der medizinischen Praxisassistenten, EDV) werden geteilt, die Praxis gewinnt an Attraktivität im Sinne verlängerter Öffnungszeiten, vermehrter Flexibilität und der Möglichkeit einer gegenseitigen Vertretung während den Ferien. Die Ärzteschaft schätzt ausserdem den gegenseitigen fachspezifischen Austausch bei speziellen Fragestellungen und klinischen Herausforderungen. Häufig arbeiten die Ärzte in einer Gemeinschaftspraxis in einem reduzierten Pensum, was wie oben beschrieben zunehmend erwünscht ist. Die Doppel- oder Gruppenpraxis bringt somit Vor- teile für die Ärzteschaft wie auch für die Patienten. Gruppenpraxen sollten vermehrt gefördert und unterstützt werden, z. B. durch finanzielle Entlastung bei Praxiseröffnung oder -übernahme, wie auch Mithilfe bei der Suche eines Nachfolgers. 4. Notfalldienste der Kinder- und Jugendärzte Neben der Praxistätigkeit betreuen mehr als die Hälfte (65%) der teilnehmenden Kinder- und Jugendärzte Neugeborene im Spital. Fast alle (97,6%) machen Erstuntersuchungen, das heisst, sie führen die körperliche Untersuchung des Neugeborenen ab dem 2. Lebenstag durch. Häufig werden die Untersuchungen im Spital an festgelegten Tagen durchgeführt. Zusätzlich betreuen 42% aller teilnehmenden Praxispädiater Neugeborene im Rahmen des Notfalldienstes in den Spitälern. Dies bedeutet, dass die Kinderärzte tagsüber sowie in der Nacht Bereitschaftsdienst leisten und in einem vorgegebenen Zeitintervall im Spital einsatzbereit sein müssen. Während des täglichen Praxisbetriebs kann ein notfallmässiger Einsatz im Spital den sofortigen Praxisstopp auf ungewisse Zeit bedeuten. Für den in der Praxis tätigen Kinderarzt bedeuten solche Einsätze eine körperliche sowie auch psychische Belastung, da auch bei erfolgtem nächtlichen Einsatz der Praxisbetrieb am folgenden Tag wie geplant weiterverläuft und keine Erholung stattfinden kann. Ob dieses Modell in der kommenden Generation, welche flexible Arbeitszeiten und -bedingungen und die Teilzeitarbeit hoch gewichtet [2], weiter realisierbar bleibt, ist zu bezweifeln. Rund 75% der Befragten leisten neben dem pädiatrischen Notfalldienst im Spital auch Notfalldienst für die eigene Praxis. In der Stadt arbeiten die Pädiater häufig in der Notfallpraxis des Spitals und entlasten so den Spitalbetrieb. Diese Einsätze finden häufig abends, am Wochenende oder an Feiertagen statt. In der Peripherie (in ländlichen Regionen) leistet der Praxispädiater in der eigenen Praxis Notfalldienst. Der Notfalldienst ist eine relevante Mehrbelastung für die Pädiater und soll in der Zukunft einheitlicher gestaltet werden. Es wäre wünschenswert, dass von den Praxispädiatern pro Region ein Abbildung 1: Neun von zehn Teilnehmer (88.8%) der Studie ziemlich bis ausserordentlich zufrieden mit ihrer Arbeitssituation. Wie zufrieden sind Sie, wenn Sie Ihre Arbeitssituation betrachten? Ausserordentlich unzufrieden Ausserordentlich zufrieden Sehr unzufrieden Ziemlich unzufrieden Ziemlich zufrieden Sehr zufrieden Abbildung 1: Neun von zehn Teilnehmern (88,8%) der Studie sind ziemlich bis ausserordentlich zufrieden mit ihrer Arbeitssituation.

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